Wieder einmal ist es laut in der Familie. Wieder einmal quasseln alle durcheinander. Egal in welchem Stockwerk des Hauses, das Chaos herrscht. Ob im Alltag zu Hause oder auf der Arbeit – nirgendwo gibt es eine Oase der Ruhe. In der Nacht erscheint ihr im Traum ein ausserirdisches Wesen und es sagt zu ihr: „Tochter des Hauses, was ist dein Begehr?“ lm Traum faselnd spricht die Tochter: „Ich wünsche mir eine Fernbedienung für Menschen!“ Das Wesen beamt sich weg und kurz darauf erscheint es wieder vor der Tochter im Traum und reicht ihr eine Fernbedienung. Am nächsten Tag, der Morgen war wie eh und je turbulent, saßen alle um den Mittagstisch vereint. Das Essen wurde durchgereicht und trotz der Nahrungsaufnahme wurde diskutiert, gealbert und gelacht. Es ist ja alles ganz lustig gewesen, dennoch bekam man von der Musik aus dem CD-Player kaum etwas mit. Dabei liebt die Tochter nichts so sehr wie Musik. In ihrem Innersten wünschte sie sich jetzt diese Fernbedienung aus dem Traum der Nacht. Schwupps! Auf ihrem Schoß landete eine Fernbedienung – wie aus dem Nichts! Die Tochter überlegte nicht lange und tippte auf die „Volume -Taste“ Richtung Minus, ergo wurden Vater, Mutter und Bruder extrem leise. Aber es gab einen Haken, die Ruhiggestellten bemerkten dass sie sehr viel leiser, als noch vor wenigen Sekunden gesprochen haben und machten ihre Wut sichtbar mit Handzeichen und heiserem Pipen. Die Tochter betrachtete sich die Tastatur und wählte „Standbild“. Plötzlich verharrten die um den Küchentisch Sitzenden in ihrer jeweiligen Bewegung. Die Tochter konnte nicht anders als laut zu lachen, denn ihre Familie sah urkomisch aus – Vater halb erhoben von seinem Stuhl mit zur Zimmerdecke, geballter Faust; Mutter traten vor Erstaunen über ihre Stimmlosigkeit, die Augen aus den Höhlen; der Bruder wollte die gefüllte Gabel zum Mund führen, weshalb auch dessen Mund weit aufgerissen war. Als die Tochter das Treppenhaus abwärts lief, kläffte die alte, dicke Oma: „Bei euch ist’s aber ruhig geworden. Ist etwas geschehen?“ Die Tochter stellte sich unter den Türrahmen und verkündete: „Nein Oma, es ist alles Okay. Mit dir wird jetzt aber gleich etwas passieren!“ Die Tochter drückte den Knopf „Forward“ und die sonst so bequeme Oma sprang vom Stuhl auf, sauste aus dem Haus fünf mal um den Block. Nachdem sich Oma warm gelaufen hatte, sprintete sie das Treppenhaus rauf und wurde in der Küche aktiv. Sie räumte den Tisch ab, obwohl ihre Familie noch drum rum saß. Dem Bruder entwendete die Oma sogar die gefüllte Gabel, alles blitze und blinkte. Danach hüpfte Oma die Treppe abwärts, sauste erneut an ihrer Enkelin vorbei, als diese eben die „Return -Taste“ drückte. Rückwärts rennend nahm Oma wieder auf ihrem persönlichen Stuhl Platz, daraufhin betätigte die Tochter die „Pause Taste“ und Omas Kopf fiel auf die Tischplatte, während Omas Mund schnarchende Töne von sich gab. Die Tochter stieg die Treppen hoch und erlöste ihre Familie aus der „Standbildprogrammierung“. „Ich kann wieder Sprechen!“ Meinte die Mutter erfreut sich wieder zu hören. „Verflixt und zugenäht!“ Nun sprach Vater dass aus, wobei er zuvor mit „Standbild“ unterbrochen wurde. Der Bruder biss sich in die Faust, denn Oma hatte im „Schnelllaufmodus“ seine gefüllte Gabel geklaut. Ergo schrie er entsetzt auf: „Aua, ich hab mich gebissen! Wo ist mein Essen hin?“

Mutter bemerkte erst jetzt, dass ihre Küche samt Küchentisch ordentlich geputzt und aufgeräumt gewesen ist: „Das ist doch nicht möglich,“ strahlte sie und stellte verdutzt fest, „das ist Zauberei!“ Die Tochter des Hauses amüsierte sich und erzählte keiner Menschenseele jemals auch nur ein Sterbenswörtchen. Sie dankte dem Außerirdischen für dieses wertvolle Geschenk und machte jederzeit davon Gebrauch – auch auf der Arbeitsstelle!!!

© Nicole Maier/Rani Shahima