Es war der zweite Tag, als die Welt still stand. Menschen allen Alters mussten in ihren Häusern und Wohnungen bleiben, dabei erwachte draußen der Frühling. Die Sonne sendete wärmende Strahlen zur Erde, die Sträucher und Bäume trugen Blüten, welche mit ihrem süßen Duft die Bienen lockten Nektar zu sammeln. Die Vögel zwitscherten und einige bauten Nester. Nur die Menschen verhielten sich komisch. Die Tiere waren genauso verwundert wie die kleinen Kinder, welche ihre Freunde im Kindergarten nicht mehr besuchen durften. Dafür hatten manche Eltern endlich mehr Zeit für ihre Kinder und Familien entdeckten sich neu, auch dank Telefon und Internet.
In einer kleinen Wohnung lebte eine Mutter mit ihrem Kind und sie stellte eben ganz unbedarft den Wäscheständer auf dem Balkon in die Sonne. Aus dem Wäschekorb neben ihr auf dem Boden hing sie diverse Kleidungsstücke auf und zuletzt setzte sie das Kuschellamm mit echtem Lammfell und den Plüschhund auf den Wäscheständer, damit auch diese in der warmen Sonne etwas schneller trocken werden. Kaum war sie in der Wohnung, schloss sie hinter sich die Balkontüre und die Jalousien.
„Mann oh Mann, ich habe ein Schleudertrauma.“ Jammerte der Plüschhund und das Lamm lächelte etwas schadenfroh: „Jetzt weißt du wie ich mich morgens fühle, wenn die kleine Iris mich nachts verdrückt und zerknuddelt hat. Warum meinst du wohl sehe ich so zerquetscht aus?“ „Sorry, Lamm. Wollen wir mal etwas erleben? Im Gegenteil zu den Wäschestücken hängen wir nicht an Klammern, sondern können fort.“ Das Lamm überlegte kurz und meinte zum Plüschhund: „Gut, Mutter und Kind halten Mittagschlaf, wir haben Zeit. Komm!“
Die Kuscheltiere hüpfen vom Wäscheständer auf die Regenrinne seitlich am Haus und rutschten runter. Sie rannten, hüpfen und jubelten übers Gras und mit einem Satz war der Plüschhund über das Gatter des Gartens, nur das Lamm zwängte sich durch das Gatter. Sie kamen an einem Spielplatz vorbei und wunderten sich, dass nichts los war. Ein rotweißes Band war um die gesamte Anlage gespannt. Sie sahen sich einhellig an und stürmten die Leiter zur Rutschbahn, sie schaukelten und sprangen ab. Als die beiden plötzlich an einem Gitter landeten mit einem Schild verharrten sie. Auf der anderen Seite waren auch Kuscheltiere und diese wussten auch nicht warum alles so ist, wie es gerade ist. „Verhalten sich eure Menschen auch so seltsam?“ Fragte das Kuscheltier in Schweizerdeutsch und das Lamm antwortete: „Ja, keiner geht raus und die Stimmung ist gedrückt, obwohl das Leben nun nach dem Winter zurückkommt.“ Der Plüschhund kommentierte, seinen Artgenossen auf der anderen Seite des Gitters zu: „Mir tun die echten Hunde leid, da die Menschen kaum noch raus gehen, dürfen auch sie nicht lange raus.“
Die Kuscheltiere hüben und drüben schüttelten ihre Köpfe und sagten sich Adieu. Auf dem Rückweg hatten der Plüschhund und das Lamm Tränen in ihren Kunststoffaugen und schworen sich, die Menschen nun nicht alleine zu lassen. Denn scheinbar ist da draußen etwas, dass die Menschen krank macht. „Sie brauchen uns jetzt, wir sind ihr Trost.“ Meinte das Lamm und gemeinsam kletterten die beiden die Regenrinne hoch und hüpfen auf den Wäscheständer retour.
Nach einiger Zeit kam die Mutter um nach der Wäsche zu sehen und bemerkte dass die beiden Kuscheltiere total schmutzig gewesen sind, sie stuzte und sagte: „So, so… Ihr seid wohl auf Abenteuer gewesen und nun dreckig, gut dann kommt ihr nochmals in die Waschmaschine.“ Die Mutter sah das blanke Entsetzen in den Kunststoffaugen ihrer Tochter Freunde, dann sagte sie mit Schalk in der Stimme: „Nach Spaß folgt Ernst! Danke, dass ihr zurück seid, Iris hätte euch vermisst.“

Und die Moral von der Geschichte, haltet zusammen, egal was kommt.

©Nicole Maier