Es war der 31.10. Halloween und wie jedes Jahr unternahmen die Freunde seit Kindertagen, Alana und Gregor, etwas Verrücktes. Dieses Jahr entschlossen sie sich für den Europa Park und trugen abgestimmt dazu barocke Kostüme. Es sah schon lustig aus, wie diese Gestalten aus der Vergangenheit mit über 200 Kmh über die A5 sausten. Die Stimmung war wie eh und je super zwischen den Freunden und kaum dass sie im Park angekommen und im Hotel eingecheckt hatten, waren sie in Feierlaune. Da sich beide ohnehin wie Bruder und Schwester verhielten, teilten sie sich ein Doppelzimmer. Dies taten sie immer, abgesehen von den Zeiten wenn Alana oder Gregor in einer Beziehung gewesen sind.
„Madame Vampirella, wo habt Ihr das Kunstblut hingepackt?“ Wollte ironisch Gregor von Alana wissen, während er die letzten Schminkattraktionen an seinem Gesicht im Hotelbad vollführte. Alana mühte sich im Schlafzimmer vor dem Spiegel, mit der weißen Lockenperücke ab und rief ihm verkrampft ins Bad: „Schau mal in meinem Kulturbeutel nach! Sieht wie ’ne Zahnpastatube aus.“
Gregor fand was er suchte und als die Freunde komplett gerichtet waren, verliessen sie das Parkhotel und ergatterten gerade noch den EP-Express zur Party-Location. Dort steppte bereits der Bär und die DJ’s sorgten für eine geniale Stimmung, natürlich hatte alles den Halloween – Touch. Gregor und Alana hatten enorm viel Vergnügen, jedoch schritt der Abend voran und irgendwann tanzte Alana nicht mehr mit Gregor. Nicht dass Gregor daran Anstoß nahm, Alana war ja nicht sein Eigentum, aber die Tatsache dass sie nur noch mit diesem Zombie tanzte irritierte ihn. Heimlich stellte sich Gregor häufig die Frage, wie es wohl mit Alana als Partnerin wäre und nun keimte tatsächlich die Eifersucht in ihm.
Vergnügt und immer enger tanzten Alana und der Zombie. Er zog sie immer näher an sich ran und sie gab sich ihm hin, es störte Alana noch nicht einmal, dass ihre barocke Perücke rutschte. Das Discolicht schwenkte um und als es wieder auf Madame Barock und den Zombie blinkte, musste Gregor mit ansehen wie der Zombie seine Freundin küsste. Aber Alana machte ja mit und die beiden hörten auch nicht auf. Gregor ging zielstrebig zur Bar und bestellte zwei „Bloody Coladas“, nachdem er die Cocktails in seinen Händen hielt, guckte er sich nach dem ungleichen Paar um. Allerdings vergeblich. Wo sind sie? Panik überfiel ihn, was wenn dieser als Zombie verkleidete Typ ein Massenmörder ist? Hektisch steuerte Gregor mit den Cocktails in die Aula der Party-Location und seine Unruhe legte sich, als er Alana sah. Sie ist happy gewesen und unversehrt, aber mit diesem Typen. Gregor ging auf die beiden zu, stellte ihnen die Cocktails hin und kommentierte: „Hier ihr Lieben, ihr müsst durstig sein! Blutige Coladas.“ Alana strahlte Gregor an: „Du bist echt voll süß, Gregor. Danke.“ Dann stellte sie die beiden Männer vor und nun wusste Gregor dass der Zombie Eric hieß. Gregor mimte Mr. Cool und versuchte sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen, in seinem Inneren hingegen brodelte ein Vulkan. Der Abend ging weiter und mündete in die Nacht.

Die Party war in vollem Gange, es wurde getanzt, getratscht, geflirtet und gelacht.
Nur Gregor hatte keinen Spaß, er ließ sich noch nicht einmal auf’s flirten ein. Seine ganzen Gedanken drehten sich nur noch um Alana und endlich wurde ihm bewusst, dass er eigentlich schon immer nur sie liebte. Was soll er tun?
Scheinbar hatte das Schicksal ein Einsehen mit ihm, denn wenig später stand total empört und aufgelöst Alana neben ihm: „Gregor, nix für ungut, ich gehe ins Hotel. Kommst du mit oder bleibst du hier?“ „Was ist geschehen?“ Fragte Gregor Alana und beschämt blickte sie auf ihre Tanzschuhspitzen, daraufhin bohrte Gregor weiter: „Wollte Zombie Eric dich essen?“ Alana verstand Gregors Ironie und meinte: „Vielleicht? Jedenfalls ging er zu weit. Wie gut, dass ich meinen besten Freund und Bruder mit dabei habe.“
Ohne weitere Worte verliessen sie die Party-Location und schlenderten durch den dekorierten Vergnügungspark zum Hotel. Der Portier gab ihnen den Zimmerschlüssel und nach schweigendem abschminken und Zähneputzen, legten sie sich schlafen.

Am anderen Morgen erwachte Gregor und war peinlich berührt, sie hatte sich nachts an ihn rangeschmiegt und nun lagen sie „Löffelchenstellunggleich“, natürlich in Pyjamas, da. Gregor empfand es sehr angenehm und kurz darauf erwachte Alana, indem sie sich drehte und beim Augenaufschlag blickten sich zwei dunkle Augenpaare an. Es war eine kleine Ewigkeit und es war als träfe sie Amors Pfeil. „Guten Morgen.“ Krächzte Alana und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Gregor rettete diese sehr brenzlige Situation und stand mit Schwung aus dem Doppelbett auf. „So, du Schlafmütze, ich mache den Anfang im Badezimmer.“

Später im Frühstücksraum erhob sich Alana und sagte: „Sorry Gregor, ich muss mal….“ Daraufhin ging sie zu den Toiletten, dort angekommen zog sie ihr Handy aus der Tasche und rief ihre Freundin Marie an.
Gregor tat dasselbe am Frühstückstisch mit seinem Kumpel Tom. Alana und Gregor schütteten ihre Herzen ihren Freunden aus.
Marie meinte am anderen Ende zu Alana: „Es ist doch offensichtlich ihr seid füreinander bestimmt. Vielleicht solltest du Gregor mit den Augen einer Frau sehen?“

Minuten später kehrte Alana retour an den Frühstückstisch und auch Gregor hatte noch rechtzeitig sein Telefonat erledigt. Die beiden verhielten sich wie immer und starteten ihren Tag durch den Park. Irgendwann am Nachmittag zwischen dem griechischen und dem skandinavischen Dorf, verknackste sich Alana den Fuss. Gregor bückte sich nach ihrem Fuss, im gleichen Moment gab es erneut einen Nebelstoss von oben (das ist so unter dieser Brücke 😘) und so bekam er nicht mit, dass auch Alana sich bückte. Schließlich stießen ihre Köpfe gegeneinander und beide rieben sich über den heftigen, kurzen Schmerz, die entsprechende Stelle. „Oh wir sind zwei Dickschädel“, bestätigte Alana, daraufhin sagte Gregor, „und total bescheuert.“ Noch ehe Alana fragen konnte wie er dies meinte, küsste er seine beste Freundin aus Kindertagen. Erneut kam ein Nebelstoss von oben und aus dem zaghaften, wurde ein leidenschaftlicher Kuss. Als sich die beiden lösten, wisperte Alana an sein Ohr: „Eigentlich wartete ich schon lange darauf, aber lass uns von dieser nassen Brücke verschwinden!“ Wenige Meter später vor der Stabkirche, beantwortete Gregor ihr die ungestellte Frage: „Alana, ich liebe dich vermutlich schon länger, aber gestern Nacht wurde es mir richtig bewusst, als du mit diesem Spargeltarzan getanzt hast…“ Sie unterbrach sein Gerede und küsste ihn, dann sah sie ganz offen in seine Augen: „Ich dich auch. Skandinavische Stabkirche oder Hotelbett? Ich halte es nämlich nicht mehr lange aus?“ Nun zu dieser Einladung ließ sich Gregor nicht zweimal bitten und hauchte in ihr Ohr: „Hotelbett.“

Nur zwei Monate später ließen sie sich trauen und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute.❤️

©Nicole Maier