Mein Römer unterm Weihnachtsbaum
Es war eisig und der Schneeregen peitschte Marcus regelrecht ins Gesicht, als er in schnellem Galopp von der Provinz Augusta Raurica nach Kastell Robur unterwegs war. Er sollte dringendst die Depesche dem Tribun überreichen, der Inhalt des Schreibens war ihm nicht bekannt. Jäh stieg sein Pferd und er brauchte einige Minuten, bis er es beruhigt hatte. Marcus dankte Jupiter, dass er nicht vom Pferd gefallen war. Plötzlich erkannte er eine Gestalt zwischen den Bäumen. Eine in weißes Fell gehüllte Frau. Die Dame im Mantel aus weißem Katzenfell, dass muss die hohe Priesterin des Raurica-Stammes sein. Zu Ostara opfert sie stets einen Freiwilligen, aber niemals Leute aus einer anderen Kultur, deshalb ergriff Marcus die Initiative und rief in ihre Richtung:
„Hohe Veleda, wie kann ich dir helfen?“
Die Veleda antwortete gebieterisch in Latein:
„Sei gegrüßt, Marcus. Jetzt steig von deinem Pferd und komm zu mir! Hab keine Sorge, dir wird kein Übel geschehen.“
Etwas misstrauisch folgte Marcus der Aufforderung und zog sein Pferd am Zügel hinter sich her, als er zur Veleda lief.
„Woher kennst du meinen Namen, hohe Veleda?“
„Raum und Zeit sind so eng verwoben und die Nornen spinnen und weben unsere Fäden manchmal etwas lockerer, dann sind Überschneidungen möglich.“
Leitete die Veleda die Erklärung ein und fuhr fort:
„Deinen Lebensfaden durfte ich neulich schauen und daher weiß ich wie du heißt. Deine Eltern sind seit deiner Kindheit nicht mehr auf Erden und dein Leben ist bisher nur von Befehlsketten und der Legion diktiert worden. Jedoch trägst du eine Depesche bei dir, welche meinem Volk großem Schaden zufügen wird, deswegen muss diese Depesche verschwinden und damit du nicht als Desateur gesucht wirst, schicke ich dich in die Ferne, in die Zukunft. Am Tag des Sol Invictus, wird meine Nachfahrin in der Zukunft, dir ein Geschenk für dein großes Opfer überreichen!“
Marcus haderte mit sich, weshalb sollte diese Hexe ihm gegenüber ehrlich sein? Sicher ist dies eine Falle, da die Veleda glaubt er sein von naiver Natur.
Dann ging alles ganz schnell…die Veleda murmelte etwas in Gällisch und schmiss ein Pulver über ihn.
Wusch, weg war er…
Marcus fiel durch den Korridor der Zeit und plötzlich waren da unendlich viele Lichter, beißender Gestank, sowie furchtbaren Lärm, welche dem Getöse des Schlachtfelds ähnelte. Etwas bimmelte und es gab einen leichten Aufprall. Aufgeregte hektische Menschen. Ein grünes Ungeheuer mit feurigen Augen war auf Marcus gefallen und hinter einem Visier saß ein Mensch, der auf bunte Knöpfe drückte. Marcus wurde ohnmächtig und fiel in seiner Legionärsrüstung um.
In der 6er Tram in Basel war es unruhig, der Chauffeur bremste rechtzeitig, dennoch ging der Mann auf den Schienen zu Boden. Eine Frau stürmte aus der Tram und sah nach dem, in Legionärsrüstung, ohnmächtigen Mann. Sie überprüfte seine Vitalwerte, Puls war leicht zu spüren. Er lebt. Der Chauffer kam raus zu ihr und erklärte, dass die Polizei und ein Krankenwagen gleich kommen werden. Auf dem Marktplatz herrschte Aufregung und ein Glühweinverkäufer reichte der Frau einen Becher des Trunkes und meinte in Baseldeutsch:
„Das ist der Schock, heben Sie ihm den Becher unter die Nase, damit er zu sich kommt!“
Dem Rat folgend hielt Natascha dem Römer den Becher mit Glühwein an die Nase. Seine Augenlider flatterten und er sagte etwas auf Latein. Die Umstehenden jubelten: „Der Römer lebt.“
Marcus wusste nicht so recht was passiert ist, mit Hilfe des Mannes, der in dem Ungeheuer saß, stand er auf. Grüßte alle auf Latein und bedankte sich bei der Dame, nahm ihr den Würzwein ab und trank. Die Unstehenden murmelten amüsiert. Marcus verstand die Sprache dieser seltsam gewandeten Bevölkerung genauso wenig, wie die Leute ihn. Auch schüchterten ihn diese Ungeheuer und diese blinkenden Lichter ein, welche weder Fackeln, noch Öllämpchen gewesen sind. Dann wurde es enorm laut und es kam eine Quadriga ohne Pferde, sowie eine eiserne Kutsche ebenfalls ohne Pferde an. Diese Tiere aus Eisen hatten blaue, leuchtende Hörner und machten „Tatü ta ta“.
Wohin hatte ihn diese verrückte Veleda bloß gesendet?
Natascha und der Tramchauffer gaben der Polizei Auskunft, während die Sanitäter sich um Marcus kümmerten. Dann stieg Natascha mit dem Römer in den Krankenwagen. Im Wagen aktivierte sie den Translator auf ihrem Handy, sie erkannte dass der Mann Lateinisch sprach, nur war sie nicht mehr in Übung mit dieser Sprache. Marcus staunte über das leuchtende Schriftstück in den Händen der Dame. Er sprach sie darauf an: „Herrin, was ist das?“
Etwas ratlos, wie sie dieses moderne, digitale Gerät erklären soll, versuchte Natascha mit Hilfe des Translators ihn zu beruhigen. Als sie im Kantonspital ankamen und Marcus vor den Schwestern und Pflegern fliehen wollte, mussten die Security-Mitarbeiter eingreifen und den Römer zu Boden ringen. Es war kein leichtes unterfangen, da Marcus gerüstet war und auch noch sein Gladius gezückt hatte, aber es gelang den vier Sicherheitsarbeitern und eine Schwester sedierte Marcus indem sie ihm eine Beruhigungsspritze in den ungeschützten Hals gab.
Zwischenzeitlich rief Natascha bei ihren Eltern an und anvisierte ihren Vater, ein pensionierter Philologe mit Augenmerk Latein, ins Spital zu kommen.
Während die Beruhigungsspritze wirkte, wurde Marcus aus seinem Harnisch und Kettenhemd geschält. Die Pfleger und Schwestern staunten und amüsierten sich, bis der Chefarzt kam. Dieser stauchte sein Personal kurzerhand zusammen, damit sie sich an ihre Pflicht erinnern. Äußerlich war Marcus unversehrt, aber vielleicht hat er innerlich etwas abbekommen. Abdomen war weich und auch die Extremitäten heil, ergo Thorax röntgen und MRT vom Kopf…für alle Fälle.
Nataschas Eltern kamen eben in die Notaufnahme und sie erklärte genau was geschehen ist, abschließend sagte sie:
„Der Chefarzt war eben bei mir, außer das der Mann Marcus Severatius heißt konnte er auch nicht in Erfahrung bringen. Dieser Marcus führte keinen Ausweis oder Portemonnaie mit sich und sein Harnisch, Kettenhemd, Fellschuhe, Helm und Tunika scheinen echt zu sein. Vermutlich leidet dieser Marcus an Amnesie, so der Chefarzt. Nun werde ich wohl die Ansprechpartnerin für Polizei und Ärzte sein.“
„Du bist einfach zu gut für diese Welt, Natascha. Wir werden dich unterstützen, zumal du ja noch einige Artikel vor den Feiertagen schreiben musst.“ Sagte Nataschas Mutter und drückte sie, der Vater war schon ganz hibbelig, er wollte so gerne die Rüstung sehen. Ein Pfleger nahm ihn ins Schwesternzimmer mit, wohin diese Dinge des Marcus gebracht wurden.
Circa eine Stunde später, Natascha unterschrieb die Verpflichtungspapiere, nahmen die Eltern Natascha und Marcus mit und fuhren nach Riehen, zu Nataschas Wohnung. Mutter fuhr, damit Vater sich auf dem Rücksitz mit Marcus unterhalten konnte. Nataschas Mutter meinte etwas lasziv:
„Also, abgesehen davon, dass er uns beide mit Domina anspricht, ist er ein gut entwickeltes Kerlchen.“
„Und es brauchte vier Securities um ihn zu bändigen.“ Kicherte Natascha und war froh, dass ihr der Chefarzt noch einige Seren des Sedativums mitgegeben hatte.
Daheim bei Natascha angekommen, die Mutter suchte einen Parkplatz und die vier stiegen aus dem Auto aus. Natascha bat ihren Vater Marcus auf Latein aufzuklären wie es nun weitergeht und dieser folgte wie ein braves Hündchen. Natascha schloss auf und zu viert warteten sie auf den Lift.
Marcus war froh, dass der Vater dieser Dame seine Sprache sprach, denn der Vater erklärte ihm was dieser „Raum der nach oben fuhr“ ist. Marcus rutschte im Lift an der Wand runter, als der Lift hochfuhr.
Die Mutter belächelte die Situation und als der Lift hielt, hastete Marcus aus dem Lift und dankte den Göttern.
Natascha klingelte bei ihrem Nachbarn und Kumpel Daniel, erfreut und überrascht öffnete er die Türe. Nach kurzem „Hallo“, kam Natascha direkt zur Sache: „Dani, darf ich dich um eine Garnitur Unterwäsche, Socken und Klamotten bitten!“ Sie gab den Blick frei auf Marcus, der in einem Pflegeroutfit aus dem Krankenhaus steckte und dann erklärte Natascha weiter: „Er heißt Marcus und nach einem Crash mit der Tram leidet er unter Amnesie… er müsste deine Kofektionsgröße haben? Vielleicht ist er wie du Fitnesstrainer, so Muskel bepackt wie er ist? Morgen gehe ich mit ihm einkaufen, dann wasche ich dir deine geliehenen Klamotten. D’accord?“
Daniel stutzte, willigte aber ein.
Marcus wusste nicht, nachdem Natascha in ihrer Wohnung ihm das Bad zeigte, was er mit den Stoffen in seinen Armen machen sollte? Da war eine kurze Hose aus dünnem Stoff und eine weiße, weiche Tunika. Dann war da eine blaue, steife Hose, ähnlich wie die Kelten Hosen trugen und ein kratziger Wams aus Wolle. In dieser Miniatur – Therme waren Utensilien, welche ihm zwar bekannt, aber dennoch fremd gewesen sind. Warm- und Kaltwasser kannte er aus seiner Heimat, aber die Fackeln sind in der Decke versteckt.
„Dad, schaust du mal, ob Marcus im Bad klar kommt!“ Der pensionierte Philologe tat wie ihm geheissen und auf Latein fragte er Marcus, nachdem er an die Türe klopfte: „Marcus findest du dich zurecht im Bad?“ Aus dem Badezimmer ertönte verunsichert: „Herr, diese seltsamen Stoffe… nun wie kleide ich mich mit ihnen? Kannst du mir helfen!“ Der Vater bejahte und etwas beschämt öffnete Marcus die Tür. Der alte Lateiner erklärte Marcus die Kleidung und wie das „Feuer“ in die Decken und Wände kam.
Mutter und Tochter richteten das Gästezimmer her und wenig später verabschiedeten sich Nataschas Eltern.
Nun war Natascha mit Marcus alleine, sie schaltete den Fernseher an, um diese Stille zu unterbrechen. Marcus erschreckte sich so, dass er hinter die Couch sprang. Natascha benutzte den Translator: „Was hat dich so erschreckt?“
Er antwortete:
„Bist du eine Wahrsagerin? Ist das deine Kristallkugel, um in die Zukunft zu sehen?“
Bestürzt erklärte Natascha:
„Das ist ein Fernseher. Television. Damit sehen wir was gerade in anderen Ländern geschieht oder wir schauen uns Komödien und Dramen an.“
„Man geht hier nicht ins Theater, sondern bleibt Zuhause?“
Natascha nickte, schaltete den Fernseher aus und meinte zu Marcus:
„Ich mach uns was zu Essen und bitte erschrecke dich nicht! Mein Herd funktioniert ohne Feuer und der Schrank, aus dem ich nun Essen hole ist nur kalt, damit nichts verdirbt.“
Marcus traute seinen Sinnen nicht. Kälte, wie im Winter drang aus dem Schrank und auch die Nahrung erkannte er nicht wieder. In Schachteln, Bechern und in unbekannte Stoffe waren diese Nahrungsmittel gewickelt. Seine Herrin machte zwei Schachteln auf und holte tiefgefrorenes Fladenbrot hervor. Den durchsichtigen Stoff entfernte sie. Natascha wusch zwei sehr weiche, rote Äpfel und schnitt diese in Scheiben.
„Äpfel ohne Kerne und kaltes Fladenbrot, was ist das alles?“
Fragte Marcus neugierig, da er dies alles nicht kannte.
„TK Pizzen und das Gemüse heißt Tomaten, Columbus brachte sie von Amerika nach Europa.“
„Amerika? Wo ist das und wer ist Columbus?“
Wie war Natascha nun dankbar, dass sie den Translator hatte, während die Pizzen im Ofen warm wurden, klärte sie Marcus auf wer Columbus gewesen ist und wo Amerika liegt. Der Ärmste schüttelte den Kopf und dann fragte er, in welchem Jahr er sich befand. Als er erfuhr, dass er zweitausend Jahre in die Zukunft von der Veleda geschickt wurde, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, dass die Menschheit, die Völker sich sehr gut entwickelt haben. Verdaddert setzte er sich an den Tisch zum Essen…kein Gelage, was zu seiner Zeit üblich war… das Fladenbrot mit Thunfisch und Zwiebeln war lecker, aber noch mehr begeisterten ihn diese Tomaten. Statt Wasser mit Wein vermischt servierte ihm Natascha ein nahezu schwarzes Getränk, es schmeckte süß und prickelte im Mund, was wohl an den Bläschen im Getränk lag. Marcus genoß auch diese schöne Musik, welche ohne Musikanten durch die Luft schwebte.
„Verehrte Herrin, wie kommt die Musik in die Luft und was ist das für ein leckeres Getränk, mein Gaumen kostete niemals zuvor solche Labsal?“
Natascha wäre vor Lachen fast das Essen aus dem Mund gefallen, sie klärte ihn über Cola und CD-Player auf. Als Marcus dies abnickte sagte sie zu ihm:
„Wenn wir morgen Vormittag für dich Kleidung gekauft haben, dann bringe ich dich zu meinen Eltern, damit ich die drei Artikel für meine Zeitschrift fertig bekomme! Marcus, was glaubst du, wo du herkommst? Ich meine, vielleicht erinnerst du dich an deinen Job. Bist du Fitnesstrainer?“
„Verzeiht, Herrin die Worte „Job“ und „Fitnesstrainer“ kenne ich nicht. Zuletzt war ich auf meinem Pferd von Augusta Raurica nach Robur unterwegs. Eine Depesche von enormer Wichtigkeit hatte ich zur Zustellung, jedoch begegnete ich der hohen Veleda und diese schickte mich hierher, zweitausend Jahre in die Zukunft. Natürlich wirst du mir kaum Glauben schenken, jedoch bedanke ich mich ehrlich.“
Natascha war erstaunt und doch, irgendwie glaubte sie seinen Worten und deshalb erklärte sie ihm nach dem Essen die Zahnbürste, die Dusche und zeigte Marcus sein „Nachtlager“.
Während Marcus das moderne Bad nutzte, räumte Natascha die Küche auf und schmunzelte über sich selbst, dass sie mitspielte. Als Marcus im Gästezimmer war, telefonierte mit ihrer besten Freundin über diesen besonderen „Weihnachtsmann“.
Am anderen Morgen, es war noch still in der Wohnung, erkundete Marcus jeden Raum und guckte sich die Geräte sehr genau an. Anfassen tat er nichts, er wollte nichts kaputt machen. Er öffnete die Tür zu Nataschas Schlafzimmer und betrachtete seine Herrin. Sie trug etwas um die Augen und in ihrem Mund muss auch etwas gewesen sein, denn gestern sah ihr Kiefer normal aus.
Natascha spürte, dass jemand im Zimmer war und richtete sich auf, zog sich die Augenmaske vom Gesicht und holte die Bruxismusschiene aus dem Mund.
„Marcus! Was machst du hier?“
Keine Antwort auf ihre Frage, klar sie hatte den Translator nicht im Bett. Interessiert nahm Marcus die Aufbissschiene in die Hand und untersuchte diese. Natascha lief ins Wohnzimmer und holte ihr Handy, aktivierte den Translator und berichtete was das alles ist. Marcus stutzte:
„Herrin, du bist sehr ansehnlich und riechst gut, lebst nobel, bitte erkläre mir eure Welt, denn ich komme aus der Vergangenheit.“
„Dies wird später mein Vater übernehmen, er hat deine Sprache studiert und kennt sich mit deinen Gepflogenheiten aus. Jetzt müssen wir uns waschen, frühstücken und wenn ich dich eingekleidet habe, bringe ich dich zu ihm.“
Er sprach nicht viel und behielt seinen brennenden Fragen im Gedächtnis, Marcus würde später den Vater von Natascha befragen, dieser verstand ihn.
Dennoch war alles sehr fremd. Natascha goss heißes Wasser in ein Spitzes Dreieck, in welchem schwarzer Sand war. Das Getränk roch interessant, aber im Gaumen war es bitter. Als Natascha an seinen Gesichtszügen ablesen konnte, dass ihm der Kaffee zu bitter war, goss sie ihm in eine Schale zusammen mit der gleichen Menge Milch und nannte es „Café au lait“. Sie servierte ihm und sich auch ein Backwerk, welches luftig und blättrig war, darin befand sich eine süße, klebrige Masse. Marcus nahm an, dass die Menschheit in der Zukunft sicher keine Hungerwinter kennt, wenn sie solche Sachen zum Morgenmahl aßen.
Das Kleidung einkaufen überließ er größtenteils Natascha. Marcus war noch immer geflashed von der Tramfahrt und der Erkenntnis, dass dies kein Ungeheuer, sondern ein Transportgerät für Menschen gewesen ist. Selbst die selbststeigenden Treppen in dem Kaufhaus, glichen Zauberei.
Natascha kaufte einfach ein fünfer Pack von allem, Boxershorts, T-Shirts, Socken, sowie zwei Hemden mit Pullunder und Krawatten, eine Stoff- und eine Jeanshose. Natürlich noch zwei Pyjamas, der Mann soll ja nicht im „Pflegeroutfit“ des Spitals schlafen. Sie war heilfroh, dass ihre Weihnachtgratifikation schon auf dem Konto verbucht war.
Zusammen mit den Tüten, saßen Marcus und Natascha in der Tram, in Richtung ihrer Eltern. Marcus sah die festlichen großen Fenster, da waren überall dicke Männer mit roten Gewändern und weißen Bärten – lebendige und unechte, die hinter den großen Fenstern standen. Geschmückte Tannen…Ja, es waren die Saturnalien und am 25. Dezember wird der Sonnengott Sol geboren, auch die Römer und die Kelten feierten die magische Mittwinterzeit und seine Nachfahren taten dies noch immer, wenn auch extrem schrill und laut.
Nach der Tramhaltestelle mussten Marcus und Natascha noch einige Meter laufen, dann erreichten sie ein zweistöckiges Haus mit großen Garten. Nataschas Mutter kam ihnen entgegen und öffnete das Gartentor. Im Haus war es warm und es roch nach Zimt, sowie etwas Süßem. Mutter buk und der Vater kam hocherfreut in den Flur. Natascha bedankte sich bei ihrem Vater für das „Marcus-Sitting“ und sagte dazu:
„Bis heute Abend brauche ich Zeit, damit ich die drei Artikel fertig bekomme. Bin dir sehr dankbar, Dad. Allerdings solltest du mit Marcus noch Schuhe und eventuell eine Winterjacke kaufen, dann kann ich Daniel die geliehenen Sachen zurückgeben!“
„Klar und gerne doch, bin sehr glücklich über deinen Gast. Ich glaube, er ist ein Zeitreisender.“ Meinte ihr Vater und sie bestätigte:
„Seltsamerweise glaube ich dass auch. Gestern Abend wusste er nicht was Pizza, Tomaten, Christoph Columbus oder Amerika ist. Auch nennt er mich laufend „Domina Natascha“, da schauten die Leute heute komisch.“
Gab sie belustigt von sich, dann rief sie noch in die Küche und verabschiedete sich von den Eltern und Marcus.
Als Natascha in ihrer Wohnung war, setzte sie sich gleich an ihre Arbeit, da sie mit Komplikationen rechnete. Nicht dass sie zwei Sätze schreibt und dann wieder irgendwohin muss, weil Marcus vielleicht durchdreht.
Der Vater von Natascha genoß Marcus Gesellschaft und in seinem Studienzimmer interviewte der Vater den Römer. Marcus zählte 29 Sommer und wurde noch während Kaiser Augustus geboren. Er wurde bereits mit sieben Jahren von einem adeligen Paar adoptiert, nachdem Marcus Eltern an einer schweren Grippe im Winter starben. Da Marcus Eltern zur elitären Bürgerschaft Roms zählten, bekam Marcus die Gnade seines Standes zu spüren – aber auch die damit verbundenen Lasten. Nach Studium und Militärdienst, blieb er in der Legion. Dank der Legion lernte er andere ethnologische Gruppen kennen und fern ab von Rom, fühlte er auch ein wenig Freiheit. So gelang er vor vier Jahren auch ins nördliche Reich, in die Provinz Gallia Belgica. Marcus war Nataschas Vater dankbar, dass er ihm glaubte.
Nataschas Mutter servierte den beiden zwischenzeitlich heißen Weihnachtstee und sagte auffordernd:
„Schatz, denkst du daran, dass Marcus noch Schuhe und eine Winterjacke, sowie Drogerieartikel braucht! Es ist Samstag, ewig könnt ihr nicht reden.“
Sie zwinkerte schalkhaft und Marcus wurde warm ums Herz, zwar verstand er Nataschas Mutter nicht, aber ihr Ton klang freundlich und irgendwie humorvoll.
Die beiden Herren fuhren im Auto zu einem Einkaufszentrum und Marcus staunte vom Beifahrersitz über die Ampeln, die Verkehrsteilnehmer, sowie das Auto. Der Vater beantwortete Marcus Fragen.
„Das Automobil wurde vor etwa 150 Jahren erfunden und danach setzte man es überall ein und ersetzte es gegen Pferde und Ochsen. Noch älter ist das Fahrrad, allerdings wird dies mit Körperkraft angetrieben. Flugzeuge, Raketen und vieles mehr transportieren heute Waren und Menschen von A nach B. Hab keine Angst Marcus, ich erkläre dir unsere Zeit und unterrichte dich in der Geschichte der letzten zwei Jahrtausende.“
Die Veleda bescherte Marcus ein großes Abenteuer, aber irgendwie gefiel es dem Römer besser, als die Legion.
Die Männer fanden zwei paar Schuhe, Winterschuhe und feine Schuhe für die kommenden Feiertage. Ein dicker Parker, ein schicker Hut und natürlich Hygieneartikel waren dabei. Nebenbei berichtete Nataschas Vater von seiner Tochter. Der Vater wünschte sich solch ein gestandenes Mannsbild für seine Tochter, hatte sie ihren Eltern doch schon einige Luschen präsentiert. Marcus wiederum fand es informativ, denn seiner Herrin wollte er ja imponieren.
Inzwischen war es 16.00 Uhr und Natascha hatte ihre Artikel fertig geschrieben und an die Redaktion eingereicht. Weihnachten kann kommen, noch vier Tage…
Sie schaute auf die Uhr und wurde unruhig, dann rief sie bei ihren Eltern an:
„Hallo Mama, sag mal ist irgendwas passiert?“
„Wieso fragst du, mein Engel? Dein Vater und Marcus haben sich bis 13.00 Uhr angeregt unterhalten, auf Latein. Dann sind sie für Schuhe und Jacke weggefahren und Papa gab eben bescheid, dass sie gleich heimwärts fahren werden.“
Mit dieser Antwort hatte Natascha nicht gerechnet, sie malte sich das Schlimmste aus. Zu ihrer Mutter sagte sie:
„Okay, scheint als ob sich da zwei gesucht und gefunden haben.“
Ihre Mutter sprach kichernd:
„Oh ja und weißt du was, dieses Schnuckelchen ist gut erzogen. Er bedankt sich stets mit „gratias Domina“, dabei hab ich die Gerte nicht dabei.“
Jetzt lachte auch Natascha am anderen Ende des Telefons.
„Übrigens, nachdem ich gebacken habe, kochte ich eben. Komm her, zum Essen! Die Tafel ist schön gedeckt und du bist sicher müde und hungrig! Es gibt Hirschsteaks an Pfefferrahmsauce zu Kartoffelgratin und danach Portweineis mit heißen Zimtpflaumen…“
Natascha lief am Telefon das Wasser im Mund zusammen und sagte:
„Mama, ohne dich würde ich verhungern. Danke, ich komme gerne.“
Marcus und Nataschas Vater kamen lachend und bepackt Heim und begrüßten die Mutter, welche bereits vorher lachte wie Marcus „Domina“ sagte. Der Römer empfand sich wie Zuhause angekommen, es war warm, sauber und es roch nach einem leckeren Essen. Die Mutter erzählte dem Vater etwas, dass der Vater dann Marcus übersetzte. Der Römer ging nun auf die Gästetoilette und der Vater berichtete der Mutter was er von Marcus Leben erfahren hatte.
Natascha klingelte und aufmachte Marcus.
„Ave Marcus.“
„Ave Domina, Natascha.“
Begrüßten sich die beiden unterm Türrahmen und in den Augenpaaren der beiden jungen Leute blitze es auf. Direkt hinter der Tür im Flur kam die Mutter dazu und erklärte, dass ihr Vater Marcus aufforderte die Türe zu öffnen, dann umarmte die Mutter die Tochter zur Begrüßung. Marcus betrachtete diese Szene mit Wohlwollen, solche liebevollen Beziehungen kannte er quasi kaum.
„Hoffentlich geht es dir gut und der Tag war nicht so anstrengend?“
Fragte Natascha mit Hilfe des Translators Marcus und er antwortete wahrheitsgemäß:
„Danke Herrin, der Tag mit deinem Vater und der Unterricht waren sehr interessant. Seit meiner Zeit hat sich einiges geändert, aber im Ursprung bleibt es gleich. Heute benutzt ihr Toiletten mit Wasser, wir mussten mit einem Eimer nachspülen. Ihr habt genau wir wir Warm- und Kaltwasser in den Häusern, ebenso ist es mit der Heizung. Neu sind rollende Treppen, Transportmittel ohne Pferde oder Ochsen und vieles andere dass mit Elektronik funktioniert.“
Marcus folgte Nataschas Vater ins Wohnzimmer an die Tafel und Natascha ihrer Mutter in die Küche. Die Mutter reichte Natascha ein Weinglas und wollte von ihrer Tochter wissen, ob sie Marcus glaubte. Nach einem großen Schluck Wein, sagte Natascha zur Mutter:
„Du wirst lachen, Mum, aber meine Intuition glaubt ihm. Erstaunlich finde ich seine nüchterne Neugierde und wie interessiert er an unserer verrückten Zeit ist. Vielleicht sollten wir mit ihm nach Kaiseraugst, ergo Augusta Raurica fahren und uns erzählen wie es zu seiner Zeit dort war!“
Nun nickte ihre Mutter zustimmend und dann meinte diese:
„Und gefallen tut ihr euch auch…dass sieht auch ein Blinder, allerdings bist du sechs Jahre älter wie er. Marcus ist 29 auch wenn er älter wirkt.“
Süffisant murmelte Natascha über ihr Glas hinweg:
„Du vergisst dass er vor zweitausend Jahre lebte, ergo bin ich zweitausendfünfunddreißig Jahre jünger.“
Mutter hatte sich mal wieder selbst übertroffen, die Tafel war festlich gedeckt und aus dem CD-Player ertönte „jauchzet, frohlocket“, scheinbar kannte Marcus sich auch mit Tischmanieren aus. Das Essen war deliziös. Hier und da wurde geredet und übersetzt. Der Vater schlug folgendes vor:
„Natascha, Liebes, ich hole dich und Marcus morgen um zwölf Uhr ab und während du mit Mama den Weihnachtsbaum schmückst, bringe ich Marcus die vergangenen Jahrtausende und unsere Sprache nahe. Einverstanden?“
„Morgen gibt’s aber nur Doseneintopf.“
Warf die Mutter ein und alle waren einverstanden. Marcus erkundigte sich nach den dicken Männern in rot und warum diese immer „hoho“ machten. Alle lachten am Tisch los und Natascha erklärte via Translator die Legende vom heiligen Nikolaus zu Myra. Vater und Mutter erklärten Weihnachten, daraufhin warf Natascha ein:
„Diese christliche Geschichte brauchst du nicht glauben, schließlich sind die Rituale und Bräuche deiner Zeit jene welche die Christen übernommen haben. Die Saturnalien und das Hochfest am 25. Dezember zu Ehren des Sol Invictus ist quasi Weihnachten.“
Als der Vater später den Römer und seine Tochter nach Hause chauffiert hatte und wieder daheim war. Redete er mit seiner Frau über seine Idee.
„Gisélle, wir könnten Marcus doch einen gefälschten Ausweis besorgen und eine gefakete Vita…also, den Italiener nimmt man ihm sicher ab und als Waise umso besser.“
Zärtlich schmiegte sich der Mann an seine Frau und sie ergänzte:
„Reto, ich wusste gar nicht, dass du solch kriminelle Energie hast… das macht mich an.“
Als Vater und Mutter gen Ehebett steuerten, um sich ihren Gefühlen zu ergeben, stöhnte Reto und hielt sich das Kreuz. Hexenschuss.
„Mea culpa, Schatz. Ich kann nicht, deine Schwestern haben auf mich geschossen…“
„Dann leg dich hin, ich reibe dir den Rücken ein. Hattest heute einen langen Tag und du musstest dich ausnahmsweise mal mehr bewegen.“
Erklärte Gisélle Reto die Situation ironisch.
Am Sonntag schmückten Mutter und Tochter den Baum, während Vater Reto Marcus im Studienzimmer unterrichtete. So, ähnlich ging es bis Dienstag. Daniel, Nataschas Nachbar, erhielt seine geliehenen Klamotten gewaschen zurück und Dienstagnachmittag hatte sich Natascha mit ihrer Weiberclique auf dem Weihnachtsmarkt verabredet. Die Freundinnen waren total gespannt und interessiert an dem was Natascha über Marcus zu berichten hatte. Ihre beste Freundin meinte verträumt:
„Da lassen ja Hollywood und auch Diana Galbadon grüßen… hach, wie beneide ich Claire um ihren Jamie…“
Natascha entgegnete ihrer besten Freundin:
„Süße, du vergisst dass es Claire gewesen ist, welche durch den Summstein in die Vergangenheit ging…unfreiwillig. Mein „James Alexander“ kommt aber aus der Vergangenheit der Antike hierher.“
Eine andere Freundin wollte wissen:
„Hat er Marcus Antonius kennengelernt und war der wirklich so heiß?“
Natascha dachte sich ihren Teil. Marcus Antonius gehörte noch ins Zeitalter der Republik Rom, ihr Marcus hingegen diente Kaiser Augustus, dem ersten Kaiser Roms. Er war der Neffe und Erbe des Gaius Julius Cesar und hieß mit bürgerlichem Namen Octavian. Hier zeigt sich eben, dass sie nur Spaß haben konnte mit ihren Freundinnen und mehr nicht, aber dafür sind Freundinnen ja auch da.
Mittwoch war Heiligabend und Natascha machte mit Marcus einen schönen Spaziergang durch ein nahegelegenes Biotop in der Au. Die Sonne schien und es war trotz des Schnees angenehm. Der Translator wurde noch immer ständig benötigt, denn wenn Marcus nun auch Schriftdeutsch lernte, konnte er sich noch lange nicht unterhalten.
Abends waren die beiden, bei Nataschas Eltern Gisélle und Reto eingeladen. Es wurde gesungen, gegessen und die Eltern und Tochter hörten aufmerksam zu, was Marcus erzählte. Natürlich übersetzte Reto, dennoch waren Dank ihm, Marcus, die Saturnalien lebhaft. Spät in der Nacht, kam Reto eine Idee, er möchte mit Frau und Tochter, sowie Marcus ins 20 Minuten entfernte Augusta Raurica fahren und den Sonnenaufgang auf dem Tempel Schönbühl ansehen.
„Der Sonnenaufgang kündigt doch Sol in seiner Wiedergeburt an und wenn wir uns warm anziehen, verkraften wir es. Am ersten Weihnachtsfeiertag läuft eh nicht viel, dann schlafen wir durch den Tag.“
Am frühen Morgen des 25. Dezember standen vier Personen auf dem Tempel Schönbühl und sahen nach Osten wo die Sonne aufging. Marcus brabbelte rituelle Worte und schemenhaft kam etwas oder jemand auf sie zu. Als sie die Treppen zum Tempel hochstieg, erkannte Marcus die Veleda und ging deshalb in die Knie. Die Veleda blieb vor der kleinen Gruppe stehen, dann sprach sie auf Baseldeutsch:
„Es freut mich euch zusammen mit Marcus zu sehen. Meine Urahnin in der Vergangenheit sendete mir Traumgesichte und ich soll euch grüßen und segnen. Dir, Marcus, wird große Ehre zu Teil.“
Marcus stutzte:
„Wie ist es möglich, dass ich deine seltsame Sprache verstehe?“
Die Veleda der Neuzeit erklärte es ihm:
„Das ist das Wunder der geweihten Nächte, der Wiih Naahten, du hast es dir gewünscht frei zu reden und zu verstehen. Nun brauchst du bei deinem Lehrmeister,“ dabei deutete die Veleda auf Vater Reto, „die Historie der letzten Jahrtausende kennen zu lernen und im Gegenzug wirst du Mutter Gisélle im Unterricht der Kinder begleiten.“
Gisélle schluckte hohl, woher wusste dieses Hutzelweib, dass sie von Beruf Grundschullehrerin ist? Aber es passt mit Klasse 3a nimmt sie ab Januar die Römer durch.
„Die Depesche wurde vernichtet und dein Opfer rettete Leben, Marcus. Fühlst du dich denn auch wohl in dieser Zeit?“
Marcus beantwortete sogleich die Frage der Veleda:
„Ja, das tue ich. Es gibt Schuhe, die dicht sind. Ständig und überall Essen, auch wenn es in seltsamen Stoffen eingewickelt ist. Es gibt Fernseher und Radio und auch fliegen in einem dieser großen Metallvögel möchte ich einmal. Bitte sage deiner Urahnin, dass sie richtig gehandelt hatte.“
„Dann soll es so sein! Du darfst hier bleiben und mit deinem Wissen aus der Vergangenheit, die Leute von Heute belehren, denn sie haben aus all den Kriegen nichts gelernt.“
Dann wand sie sich an Natascha und gab ihr eine Karte:
„Du wirst wissen wann du mich anrufst!“
Die Veleda machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Die Feiertage und die Zeit zwischen den Jahren war vorbei. Natascha nahm Marcus an den Silvesterball ins Hotel „Drei König“ mit, da sie ohnehin für ihre Zeitung über den Ball und das Feuerwerk über dem Rhein berichten sollte. Marcus kam erstaunlich gut zurecht seid er alles verstand und sprechen konnte, allerdings happerte es noch mit dem Dialekt. Beim Tanzen übernahm Natascha die Führung, da es zu Zeiten der Römer weder Walzer, noch Foxtrott gab, brauchte er Anleitung. Es war ein schöner Abend und nachdem der Hoteldirektor Natascha und ihren Begleiter begrüßt hatte, fiel auch von ihr die Anspannung. Marcus genoß ihre Nähe beim Tanzen und auch ihr Parfum. Die modernen Klamotten mit Krawatte waren allerdings nicht sehr bequem, dafür aber praktisch und elegant. Er sog alles auf, die Musik, die Lichtspiele, die fröhlichen Menschen und vor allem dankte er den Göttern für dieses Geschenk, in der Zukunft eine neue Chance auf ein erfülltes, glückliches Leben zu bekommen.
Einige Leute steckten interessiert die Köpfe zusammen, Natascha war keine unbekannte Person, aber der Begleiter… Wer ist er?
Die Raketen knallten, die Glocken von ganz Basel läuteten, es war Neujahr. Marcus sah dass Natascha Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals hatte, er nahm sie sanft in seine Arme und fragte:
„Warum weinst du?“
Sie wisperte an sein Ohr:
„Bin immer so ergriffen beim Jahreswechsel, ich weine weil ich so viel erledigt, weggesteckt und erduldet habe und freue mich auf das neue Jahr, dass dann hoffentlich besser wird!“
Marcus verstand zu gut, auch in dieser Zeit gab es viele Konflikte und Kämpfe, wenn auch mit anderen Methoden. Er beugte sich vor und küsste Natascha. Erst war sie überrascht, doch dann erwiderte sie den Kuss. Als sich die beiden lösten und sich ansahen, versprach Marcus ihr:
„Ich gelobe dir heute feierlich, dass ich dich nicht enttäuschen werde und dich stets versuche glücklich zu machen!“
Über dem Rhein krachte das Feuerwerk und im Hotel „Drei König“ drängten die Gäste auf die Balkone, Natascha und Marcus hingegen blieben engumschlungen auf der Tanzfläche zurück.
Im neuen Jahr bekam Marcus seinen Pass und den gefälschten Lebenslauf. Dank Retos alten Kontakten, bekam Marcus eine Anstellung Mitte des Jahres, als Guide für Schulklassen in Augusta Raurica. Mit seinen bildhaften und exakten Ausführungen, wie es sich in römischer Zeit lebte, begeisterte er die Kinder und die Lehrer. Im Spätsommer unternahm Natascha mit Marcus eine Reise nach Rom. Im Kolosseum machte Marcus Natascha einen Antrag und zur Mittwinterzeit hielten sie ihre Handfeste, welche von der Veleda zelebriert worden war.
Nataschas Freunde und enge Arbeitskollegen von Marcus, sowie die Eltern Gisélle und Reto wurden Zeugen ihres Schwurs und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Text: ©️ Nicole Maier
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Bild: Netfound