Der Einkauf war fast erledigt und Ciara hätte eigentlich zur Kasse gehen können, aber nicht ohne ihre heißgeliebten Chips. Dieses salzige Aroma von Rosmarin liebte sie – nein, sie war beinahe süchtig danach. Ergo schob sie energisch den Einkaufswagen gen „Knabberregal“. Als sie den Wagen um die Ecke manövrierte, stockte ihr kurz der Atem. Ciara erlebte quasi ein Déjà Vu, der gesichtslose Blonde aus ihren Träumen stand da. Es waren nur Bruchteile von Minuten, als sie das dachte, dennoch drehte er sich genau im selben Moment um. Er hielt ihre Chips in den Händen und dann meinte er: „Wollten Sie diese auch?“
„Ja, aber da sind noch genug Tüten im Regal.“
Beide lachten etwas unsicher. Ciara war erstaunt, da sie nur die Klangfarbe seiner Stimme in ihren Träumen hörte und nie Worte. Ein weiteres Merkmal war sein Gesicht, welches sie im Traum nie sah, doch nun kam er ihr bekannt vor.
Er griff nach einer Tüte, gab sie ihr und nachdem sich Ciara bedankte, fragte sie: „Verzeihen Sie bitte, aber sie kommen mir bekannt vor, wo habe ich Sie schon einmal gesehen?“ Er entgegnete: „Dasselbe wollte ich Sie eben fragen, da ich glaube Sie zu kennen. In der Vergangenheit hatte ich einen wiederkehrenden Traum und da gab es eine ähnliche Begegnung, allerdings…“ er stockte und Ciara beendete den Satz, „küssten wir uns.“
„Genau“, antwortete er und meinte weiter, „allerdings würde ich ohne Erlaubnis so etwas nicht tun.“ Normalerweise ist Ciara hochmoralisch und würde keinen Fremden küssen, aber im Traum war er es, der sie küsste. Sie verwarf den mahnenden Gedanken der Tugend und sagte ihm: „In meinem Traum tust du es auch, weshalb nicht jetzt!“ Er hob mit seiner Hand ihr Kinn an und beugte sich zu ihren Lippen vor. Ja, es war wie in ihrem Traum, er fühlte sich gleich an. Seine Lippen warm und weich, sein Körper stark und schützend. Als sich ihrer beider Lippen lösten und sie sich in die Augen sahen, erkannte sie seine beinahe türkisfarbenen Augen. „Wow, du fühlst dich an, wie in meinem Traum. Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?“ Wollte er von ihr wissen, Ciara zögerte da sie im Dienst war. Als Gesellschafterin war auch das Einkaufen eine Aufgabe, dennoch hier war ihre Traumbotschaft, da muss der Alltag und der Dienst weichen. „Ja, sehr gerne.“

Nachdem beide ihre Einkäufe bezahlten und in ein Café saßen, stellte er sich vor: „Mein Name ist Eric von Hochburg und abgesehen von unseren Träumen, kennst du mich eventuell von der „Echo-Verleihung“ von vor drei Jahren.“
Ciara konnte es nicht glauben, in ihren Träumen sah sie stets eine Gitarre auf seinem Rücken oder das Musikzimmer, an welchem sie klopfte. „Die Träume sind anscheinend wahr. Spielst du Gitarre, Eric?“ „Ja richtig und für das Gitarrenkonzert von Vivaldi erhielt ich den Preis. Das gibt’s nicht,“ er lachte und fragte, „du tanzt klassisches Ballett, nicht wahr? Zumindest in meinen Träumen.“
Ciara bestätigte: „Ja, ich tanzte einst professionell, aber seit Jahren schreibe ich unter anderem auch Bücher und Geschichten, wenn ich mich nicht als Arzthelferin oder Gesellschafterin über Wasser halte.“ Beide schmunzelten, ihre Cappuccini wurden serviert. „Wie lautet dein vollständiger Name, Ciara?“ „Ciara Schulze, ja ich weiß, ein lustiger Nachname.“ Antwortete sie schulterzuckend, während sie nervös den Milchschaum des Cappuccinos löffelte.
Sie redeten noch lange und da es ein herrlicher Sommertag war hätte es nicht besser sein können. Erics und Ciaras Traumerlebnisse waren deckungsgleich, dieses Haus am Strand gab es auch, genauso wie das Musikzimmer. Beide waren ironisch unterwegs. Später tauschten sie noch ihre Handynummern und Eric ließ es sich nicht nehmen, Ciara bis zu ihrem Dienstherrn zu begleiten.
Abends, Ciara hatte ihre Freizeit im Gästezimmer googelte sie über Eric von Hochburg nach und was sie las passte total zu ihr und ihrem Leben.
Er wuchs in einer intakten Familie auf, welche er liebt und neben der klassischen Gitarre, ist es seine Leidenschaft E-Gitarre zu spielen. Eric von Hochburg schreibt für viele Symphonic Metal Bands Stücke unter Pseudonym, genau wie auch Ciara unter Pseudonym einige ihrer Werke publizierte. Sie schmunzelte still in sich hinein und urplötzlich ertönte in ihrem Gedächtnis eines ihrer Lieblingslieder von ihrer Gruppe „No Fear In Darkness“. Eine WhatsApp Nachricht machte sich auf ihrem Handy bemerkbar: „Summst du etwa „Flying back to my life? Von No Fear.“
Es war Eric und flink huschten ihre Finger über die Buchstaben: „Jepp, woher weißt du dies👍🥰…echt unheimlich😄🫣?!“
Wenige Sekunden später kam seine Antwort: „Hörte es, wie du es singst😍🥰 und mir gefällt es so besser! Mehr Power und Tempiwechsel. Aber bitte, frage mich nicht ob ich Gedanken lesen kann! Kann ich nämlich nicht.😄😘“
Amüsiert schrieb sie zurück: „Nun dies wäre meine nächste Frage gewesen, doch vielleicht trifft die übernächste Frage zu.🤔 Benutzt du eine Spionage App?🤭 Schon krass, wie wir verbunden sind.“
Darauf hin sendete Eric Ciara folgende Nachricht: „Wie sieht dein Dienst morgen aus? Es ist so, bin bis Sonntag nur noch hier, dann flieg ich in mein Domizil im Süden, um an neuen Einspielungen zu proben. Bis dahin hätte ich gerne einige Stunden mit dir geteilt und nein, alles ganz sachte und langsam. Vermutlich hast du ähnliche Erfahrungen und Enttäuschungen machen müssen wie ich, weshalb sonst hat uns das Universum zusammen geführt? Wann darf ich dich sehen und wo treffen wir uns?“🍀🌹
Ciaras Herz raste und in ihrem Kopf drehte sich alles, nervös tippte sie: „Morgen 16.00 Uhr in Kleinbasel an der mittleren Brücke. Lass uns nach Großbasel zum Münsterberg schlendern! Ab der Grenze fährt dich die Linie 6 bis zur Rheinbrücke, dort steigst du aus! Bin ehrlich etwas aufgeregt.🤭😘“
Bis seine Antwort kam, liefen tausend Ameisen durch ihren Körper und ständig las sie ‚Eric schreibt…‘, dann erschien seine Botschaft: „Oh ja, aufgeregt bin ich auch, aber geküsst haben wir uns ja bereits😍😘. Wie wäre es wenn wir zusammen auf die Tram gehen und wir uns um 16.00 Uhr an der Grenze treffen? Kann es kaum abwarten dich wieder zu erleben.❤😘 See you tomorrow, my dear.“
Ciara war wort- und sprachlos, daher sendete sie ihm lediglich einen Daumen hoch👍 zur Bestätigung und ein Kusssmiley😘 für die Freude zu.

In dieser Nacht fand Ciara keine richtige Ruhe, sie schrieb deshalb noch mit ihrer besten Freundin über die jüngsten Ereignisse und diese freute sich und gab ihr einen Schubs, als diese erfuhr wer der „Traummann“ war, meine die beste Freundin.
„Eric von Hochburg! Wow, er gehört zu den angesagtesten Typen, klar in der allgemeinen Presse ist er nicht so bekannt, da werden vor allem die Pop- und Schlagerkünstler protegiert, daher weiß „Otto Normal“ auch nicht viel über ihn. Ciara, ihr beide seid jetzt bereits ein Traumpaar, besser geht’s nicht. Wünsche dir morgen viel Spaß und bitte berichte mir so bald du kannst!“

Der andere Tag, fing wie stets früh an und Ciara war bereits am Morgen schon sehr diffus, so dass ihr Dienstherr beim Frühstück fragte, ob sie etwas bewege. Da sie als Gesellschafterin und Zugehfrau sehr vertraut mit dem alten Freiherrn war, berichtete sie vom bevorstehenden Date und wie sie tagszuvor Eric von Hochburg kennenlernte. Diese zauberhafte Liebesgeschichte rührte den alten Freiherrn und da er ein großer Gönner klassischer Musik gewesen ist, kannte er natürlich Eric von Hochburg. Nachdem Frühstück verrichtete Ciara ihre Arbeit und freute sich auf den Nachmittag.

Da es ziemlich heiß draußen war, zog sie sich leger, aber dennoch elegant an. Einen Schlingrock bis zu den Knöcheln und ein Top im Carmenlook. Sie puderte nochmals ihr Gesicht, was anderes konnte man nicht machen, da die Luftfeuchtigkeit Make up verlaufen ließ. Dann die Sandalen mit den hohen Absätzen. Eric war anderthalb Köpfe größer als Ciara und somit konnte sie total feminin auftreten.
Um viertel vor Vier stöckelte sie los und obwohl sie pünktlich gewesen ist, stand Eric bereits im Schatten des Zollhäuschens und winkte ihr erfreut zu. Er trug trotz der Hitze eine lange Leinenhose, sowie passend ein Hemd dazu und leichte geschlossene Sommerschuhe. Beide standen sich gegenüber und Eric beugte sich vor, gab Ciara einen zaghaften Kuss, um ihren Lippenstift nicht zu verschmieren. „Wow, du siehst fantastisch aus!“ Raunte er an ihr Ohr und sie erwiderte: „Du aber auch und danke, dass du so fachmännisch und weltgewandt küsst, ohne meinen Lippenstift zu verschmieren.“
„Das versteht sich von selbst,“ sagte Eric und fügte hinzu, „schließlich möchte ich dich nicht kompromitieren oder gar selbst Lippenstift tragend gesehen werden.“ Beide lachten darüber.
Sie hatten einen wunderschönen, sommerlichen Nachmittag in Basel, Ciara führte ihn durch das Münster und später nahmen sie die Fähre über den Rhein, um vom großbasler ans kleinbasler Ufer zu wechseln. Später aßen sie zusammen im Hotelrestaurant Spitz Merian. Sie hatten beide viel zu berichten und zu lachen. Ciara stellte fest, dass man mit Eric sprichwörtlich Pferde stehlen kann. Als sie zur Tramhaltestelle bummelten, hörten sie eine gute Straßenband heiße Rhythmen spielen. Viele Leute sind um die Band versammelt gewesen, einige tanzten solo und Pärchen zusammen. So auch Eric und Ciara, er drehte sie ein, er drehte sie aus und sie tanzten den selben Takt, selbst dies war, als hätten sie schon immer getanzt und beim nächsten eindrehen, zog er sie ganz dicht zu sich, um sie sachte auf den Mund und leidenschaftlich am Hals zu küssen.
Sie genoß es einerseits, jedoch andererseits meldeten sich alle Alarmglocken. „Halt! Stop! Was denkt er bloß von mir?“ Schoss es ihr durch den Kopf, er war so empathisch dass er ihr Unbehagen fühlte und endete.
„Wollen wir nach Hause? Und nein, die Frage zu dir oder mir, werde ich dir jetzt noch nicht stellen.“ Beruhigte Eric sie.
„Danke, ja bitte lass uns gehen! Wir wollen den Abend in schöner Erinnerung behalten.“
Als die beiden in der Tram saßen und sie sich anschmiegte, meinte er: „In einem meiner wiederkehrenden Träume, passiert es nicht hier, nicht heute….“
Nun war Ciara erstaunt: „Diesen Traum hatte ich bisher noch nicht. Also geht es weiter mit uns? Da ist dieses Haus am Meer und alles in meinen wiederkehrenden Träumen ist sehr hell bis weiß.“
„Aber du fühlst, riechst und erlebst alles?“
„Ja, ich sehe quasi mit meinen eigenen Augen und weiß wie sich dein Parkettboden unter meinen Füßen anfühlt, wenn ich im Haus tanze. Auch deine Küsse sind gleich, nur verstehe ich unsere Worte nie im Traum.“ Gab sie wahrheitsgemäß zu und ergänzte: „Aber ich fühle unsere tiefe Verbundenheit, das Vertrauen, die Liebe und unseren Humor.“
„Ja, so nehme ich es auch wahr.“ Bestätigte Eric.
Der perfekte Gentleman brachte Ciara bis vors Gartentor ihres Arbeitgebers und beim Abschied erkundigte sich Eric, ob es am morgigen Tag denn ein Wiedersehen gäbe. Ciara erzählte ihm, dass sie morgen um 17.00 Uhr ihre Heimreise antritt.
„Gut, ich werde dich fahren, so können wir reden!“ Er zwinkerte ihr zu und sie meinte:
„Ein Nein wirst du wohl nicht akzeptieren?“
„Tut mir leid, da bin ich ein hoffnungsloser Fall, aber einer der dir verfallen ist, Ciara. Eigentlich ist es zu früh dies auszusprechen, aber ich habe mich bereits in meinen Träumen in dich verliebt und seit gestern liebe ich dich.“ Gab Eric ehrlich zu.
„Mir geht es ganz ähnlich, aber ich vermute wir befinden uns nur in einem weiteren Traum.“ Nachdem Ciara dies sagte küsste Eric sie erneut und fragte noch an ihren Lippen: „Fühlt es sich im Traum gleich an?“
Jetzt grinste sie: „Ja total und deshalb glaube ich, dass wir in einem Traum sind.“
„Gib mir bitte deinen Arm! Hier werde ich mit einem Kugelschreiber ein Herz drauf malen und wenn es morgen nach dem Aufwachen noch da ist, weißt du dass ich genauso Wahrheit bin, wie unser Erlebnis heute.“ Er zögerte nicht, holte seinen Kuli aus der Brusttasche seines Sakkos und zeichnete ein Herz mit den Buchstaben E + C auf Ciaras Unterarm.

Oben im Gästezimmer angekommen, rief Ciara erst einmal ihre Mutter an, um sie zu informieren wen sie datet. Diese war ganz aus dem Häuschen als sie erfuhr, dass Eric von Hochburg der gesichtslose Blonde aus den Träumen ihrer Tochter war.
Nach der Mutter folgte das Telefonat mit ihrer Freundin.

Tags darauf, der Dienst war fertig und Ciara’s Tasche gepackt, verabschiedete sie sich von ihrem Dienstherrn und wartete auf Eric. Pünktlich fuhr er in einem Cabrio vor, stieg aus, um Ciara zu begrüßen. Er war Form vollendet, als Gentleman, die Tasche hob er auf den Rücksitz und Ciara öffnete er die Türe zum Beifahrersitz. Sie konnte es kaum glauben, sie würde in diesem Auto nun nach Hause chauffiert werden. Bevor Eric startete, reichte er ihr eine elegante Einkaufstasche aus einem der nobelsten Geschäfte und meinte:
„Ich erlaubte mir, dir eine Sonnenbrille mit Windabdichtung zu beschaffen, sowie ein Kopftuch, womit du deine Haare und Ohren schützen kannst.“
„Du bist unglaublich, Eric! Klasse, nun sehe ich wie die Frauen aus den Filmen der 1950er Jahre aus.“ Sagte sie, als sich Ciara im Spiegel rasch an sah.
Die Fahrt war sehr schön und beide erzählten aus ihrem Leben. Eric offenbarte Ciara, dass sein Nachname gekauft ist.
„Es ist eine traurige Tatsache, dass man nur weiter kommt, wenn man ein reiches Elternhaus oder einen interessanten Namen oder sogar beides hat. Meine Eltern sind sehr liebe Leute, aber als ‚Arbeiterkind‘ hatte ich es im Gitarrenunterricht schwerer, als die Kinder der Doktoren und Professoren, Anwälte oder andere Möchtegerns. Als mein Talent und Können immer größer wurden, hatte ich das Glück von einem anderen großen Gitarristen entdeckt und protegiert zu werden. Allerdings meinte er, ich solle mit den Eltern über eine Änderung des Nachnamens sprechen. Sie verstanden meinen Förderer und da es in Mutters Linie tatsächlich diesen Namen ‚von Hochburg‘ gab, war es nicht weiter problematisch. Geboren wurde ich jedoch, als Eric Müller.“
Sie nickte, da es ihr ziemlich bekannt vorkam, im Ballett musste sie oft bei Rollen hinten anstehen, da sie Mitelevinnen hatte, wo der Vater ein Bauunternehmen besaß oder die Mutter Kuratorin war.
„Ja, dieser Klassismus oder Standesdünkel wird sich nie ändern.“ Fügte sie hinterher und berichtete wie es ihr erging und weshalb sie statt Musicaldarstellerin oder berühmte Autorin, eben nur medizinische Fachangestellte lernte und heute als Gesellschafterin arbeitet.
„Mein vollständiger Name ist übrigens, Ciara Schulze …wie du siehst sitzen wir im selben Boot, nur dass ich meinen ‚Otto Normal Namen‘ noch trage.“
„Na ja, spätestens nach unserer Trauung heißt du Ciara von Hochburg.“ War seine Antwort, Ciara schluckte trocken:
„Mach mal halblang, Eric. Wir kennen uns jetzt zwei einhalb Tage, auch wenn es sich anders anfühlt.“

Als sie vor dem Wohnviertel Rabenstolz, Ciaras Heimat, ankamen stieg Eric aus dem Auto und öffnete ihr galant die Türe. Ciara zog Sonnenbrille und Kopftuch ab, bedankte sich bei Eric für die Heimfahrt und dieser nahm ihre rechte Hand und führte sie zu seinen Lippen, dann sagte er:
„Es war mir Freude und Ehre, Frau von Hochburg.“
„Du kannst es nicht lassen mich zu triggern!“ Meinte sie ironisch und grinste von einem Ohr bis zum nächsten. Sie zog ihn an sich und küsste ihn richtig, ihr Lippenstift verschmierte dabei und nun sah Eric wie ein Clown aus. Beide lachten herzhaft, bis Ciara ihm riet:
„Guck dich mal im Spiegel an, dann weißt du weshalb ich nun lache!“
Gesagt, getan. Eric beugte sich zum Seitenspiegel und mit entsetztem, dann belustigtem Gesicht sah er sich an.
„So kann ich nicht fahren, was wenn mich die Polizei anhält? Die denken ja, ich bin betrunken und habe mich im Suff geschminkt.“
Sie lenkte ein:
„Parke dein Auto ordentlich und komm mit hoch, bei mir im Bad kannst du meine Spuren entfernen!“
Er befolgte ihren Rat und gemeinsam betraten sie den Wohnblock und fuhren in den siebten Stock.
Ciaras zwei Zimmerwohnung war groß und schlicht, aber stilvoll eingerichtet. Die Tasche ließ sie in der Diele stehen und führte Eric ins Bad, wo sie ihm noch ein frisches Gästetuch parat legte. Sie erkundigte sich bei ihm, ob er noch was zur Erfrischung trinken möchte. Er bejahte.
Seine Gedanken kreisten sich darum, wie er sie überzeugen könnte am Sonntag mit ihm in die Toskana zu fliegen, aber bedrängen wollte er Ciara auch nicht.
„Dankeschön,“ sagte Eric nachdem er in Ciaras Küche das Wasser getrunken hatte, „Liebes, würdest du mich am Sonntag in die Toskana begleiten? Ich glaube es wäre auch für deine Schriftstellerei gut.“
Zu seinem erstaunen antwortete sie:
„Ja, ich käme gerne mit, aber dann muss ich Ersatz für meinen Dienst besorgen.“
Ciara streckte Eric die Hand zum Schlag hin und fügte hinterher.
„Gib mir bitte bis morgen, Freitagabend Zeit, dann komme ich mit.“
Er schlug ein und machte einen weiteren Vorschlag.
„Wenn du deine Tasche ausgepackt hast, möchte ich hier mit dir ausgehen. Kann mich gerade leider nicht verabschieden….“
„Okay und was ist mit dem erkannt werden?“ Fragte unsicher Ciara, Eric antwortete schalkhaft:
„Wofür gibt’s Sonnenbrillen? Und außerdem bin ich eher in Klassikkreisen bekannt.“
Nach wenigen Minuten verließen die beiden Ciara’s Wohnung und unten auf dem Parkplatz, schloss Eric das Verdeck des Autos. Gemeinsam schlenderten sie in den Ort und die Bäuche der beiden knurrten laut.
„Ich glaube, wir sind beide Bauchredner.“
Kicherte Ciara und Eric stimmte zu.
„Ja, aber ehrlich gesagt finde ich es klasse, dass du hungrig bist. Dachte es gestern Abend bereits, als du so voller Genuss gegessen hast und auch mit Freude. Was nutzt mir eine Frau, welche an einem Glas Wasser nippt und vor lauter Hunger auf den Fingernägeln kaut, nur um schlank zu sein? Die ist dann schlecht gelaunt. Du hingegen genießt einfach und lachst der Welt ins Gesicht. Fantastisch!“
Mit so viel Lob konnte Ciara auf Anhieb gar nicht umgehen und fragte stattdessen:
„Regional, italienische oder Gourmet Küche?“
„Regional und bitte zünftig!“ Gab Eric von sich.

Das Essen war gut und reichhaltig, als das Paar gen Wohnviertel Rabenstolz schlenderte, zuckten bereits die ersten Blitze und beide stellten fest, dass sie Gewitter liebten.
Eric verabschiedete sich mit einem leidenschaftlichen Kuss und Ciara lief die sieben Stockwerke summend und glücklich die Treppe hoch. In ihrer Wohnung angekommen machte sie Sprachnachrichten an ihre Eltern und ihre beste Freundin auf dem Balkon. Sie genoß das Donnergrollen und Blitze zucken, welches einzig vom Lied der Grillen unterbrochen wurde.
Morgen wird sie in der Gesellschafteragentur anrufen, um Ersatz für zwei Wochen zu bitten.

Es ging alles gut über die Bühne, Ciara konnte unbesorgt mit Eric fliegen, die Gesellschafteragentur hatte einen Springer und ihr Chef hatte sie auch informiert, dieser freute sich sehr für Ciara. Freitagnachmittag traf sie sich mit ihrer Mutter und gemeinsam kauften sie noch Dinge für die Reise ein. Ciara’s Mutter stellte sich die Tochter bereits im Hochzeitskleid vor, wie Mütter nun mal so sind. Am Samstag packte sie und am späten Sonntagmorgen wurde Ciara von einem Taxi, welches Eric in Auftrag gegeben hatte abgeholt. Die Begrüßung der beiden Verliebten wurde nun durch den Zeitdruck gestört, denn das Flugzeug musste ja erreicht werden. Alles verlief reibungslos und inzwischen sind sie in Pisa gelandet und im Taxi nach Marina die Pisa unterwegs.
Eric beobachtete Ciara sehr genau. Sie sog alles in sich auf, die Landschaft, die Gerüche und Geräusche. Sie fuhren auf die andere Seite von Porto di Pisa an die Bocca d’Arno, die Mündung des Arno, wo der Fluss ins Meer fließt. Auf dieser Seite waren weniger Häuser und somit weniger Trouble. Ciara fragte Eric, als sie die Mündung des Arno sah: „Werden wir innerhalb dieser zwei Wochen auch mal Florenz anschauen?“
„Aber so was von,“ rutschte es aus Eric raus, „ich sehe doch wie diese Erlebnisse für deine Kreativität notwendig sind. Auch den schiefen Turm von Pisa auf der Piazza dei Miracoli will ich mit dir besuchen.“
Als sie an Erics Domizil angekommen sind, zeigte Eric Ciara erst das Haus, in welchem sie ein Gästezimmer bekam mit einem schönen Schreibtisch und einem Computer den sie nutzen sollte. Danach zeigte er ihr den kleinen Garten.
„Und wenn wir den Garten verlassen und das Tor hinter uns zu machen, sind wir am Strand.“ Beendete Eric seine Kommentare während seiner Privatführung und gab ihr einen Kuss, da sie noch immer so ruhig und verzaubert da stand.
„Du lebst im Paradies, klar dass du hier besser arbeiten kannst.“
War ihre Aussage, Eric zeigte ihr daraufhin den schalldichten Übungsraum und ja, dieser war auch wie in Ciara’s Traum.
„Richarda, meine Haushälterin hat übrigens den Kühlschrank gefüllt, solltest du Hunger haben können wir nachher was kochen.“
„Zu erst werde ich mal meinen Koffer ausräumen und mich etwas einrichten, sofern das für dich in Ordnung ist?“
„Natürlich,“ entgegnete Eric, „das sollte ich wohl auch tun. Übrigens, unter der Maus findest du ein Zettel für das WLAN, damit kannst du dann deiner Familie bescheid geben, dass du gesund angekommen bist.“

Ciara packte den Koffer aus und hängte alles in den Kleiderschrank. Das angrenzende Badezimmer, war genauso freundlich gestaltet wie das Gästezimmer. Es standen sogar frische Blumen in einer Vase auf dem Nachttisch.
Als sie sich dem WLAN bemächtigt hatte, gab sie den Eltern und ihrer besten Freundin bescheid, wie traumhaft alles ist und wie surreal sie sich noch fühlte.
Als sie vom Oberstock runter, durch das aus ihren Träumen bekannte Wohnzimmer zur Küche ging, roch sie dass Eric irgendeine Leckerei zubereitete.
„Wow, ich habe nicht nur meinen Gitarristen aus den Träumen, kochen kann er auch…“
Etwas erschrocken, weil ertappt, drehte Eric sich um und meinte grinsend ironisch:
„Nun, dann hoffe ich dass dir eine Suppe aus Käfernflügel und Krötenschleim schmeckt!“
„Sicher, wenn so schmeckt wie sie duftet!“
„Leider Liebes, sind es nicht meine Lorbeeren, Richarda hat die Minestrone vorbereitet, ich wärme sie nur auf. Den Fisch im Ofen habe ich allerdings zubereitet.“
Eric zwinkerte Ciara zu, dann deutete er auf die Schränke:
„Schau dich nur um wo Besteck, Servietten und Geschirr ist, vielleicht würdest du draußen den Tisch bei den Zitronenbäumen decken?“

Nachdem Essen, spazierten die Verliebten am Strand und die nächsten zwei Tage waren voller Harmonie. Eric probte vom Morgen bis in den frühen Nachmittag hinein und Ciara fing tatsächlich mit einigen Seiten zu schreiben an, danach ließ sie sich für eine Stunde am Strand von der Sonne verwöhnen.
Am Mittwoch besuchten sie Pisa und den schiefen Turm, abends in Erics Domizil veranstalteten die beiden nur für sich einen Karaokeabend.
„Eigentlich könntest du statt Saiten zupfen, auch singen, wow deine Stimme ist voll der Hammer.“
„Dito Liebes, hast du mal überlegt den Job zu wechseln? Nein, lach nicht! Es ist mein ernst. Du kommst so spielend in den Coloratursopran und kannst nicht nur Formaten halten, sondern blitzschnelle Tempiwechsel vollziehen.“
Meinte Eric und Ciara antwortete:
„Das geht nur bei Musik, die mir gefällt und ich rocke nun mal gerne.“
Er nahm ihr das Mikrofon aus der Hand und legte es zur Seite, währenddessen meinte er:
„Ich würde dich gerne rocken, sorry dies war nun absolut offensiv, aber ehrlich. Die letzten Abende sind wir ja sehr vernünftig gewesen….“
Ciara schmunzelte und machte einige Schritte auf ihn zu.
„Während des Gewitters bei mir daheim wäre eigentlich perfekt dafür gewesen…“
Er zog sie ganz eng in seine Arme und gab ihr einen hungrigen, leidenschaftlichen Kuss.
Als seine Stirn an ihrer ruhte, sagte er mit schwerem Atem.
„Lediglich wollte ich dir beweisen, dass ich ein Gentleman bin.“
Gespielt beleidigt, donnerte Ciara ihre geballte Faust gegen seine breite, muskulöse Brust und maulte:
„Du Schuft! Hör bloß nicht auf ein Gentleman zu sein! Jetzt lass mich aber auch nicht länger warten!“
Schwupps hob er sie auf seine Arme und trug sie durch das Wohnzimmer zur Treppe. Eric stellte sie auf den Stufen ab, so dass sie beide auf Augenhöhe waren. Seine Hände wanderten ihre Schultern entlang, bis er die Träger ihres Sommerkleides über ihre Arme streifte. Zeitgleich öffnete Ciara einige Knöpfe seines Hemdes. Eric küsste ihren Hals, die Schlagader durch welche süß und warm ihr Blut rauschte. Inzwischen hatte Ciara Eric vom Hemd befreit und er sie vom Sommerkleid. Eric betrachtete Ciara staunend, als er ihre geschmackvolle Unterwäsche sah, dann pfiff er und meinte:
„Was für ein elegantes Geschenk hat mir das Universum da gesendet? Wow, große Göttin, danke für diese Frau….“
Sie unterbrach ihn, indem Ciara Eric einen lustvollen Kuss gab und kommentierte:
„Also diese Göttin hier verglüht bald, solltest du mich nicht bald erlösen, Herkules. Willst du wirklich erst dem Olymp danken? Jupiter und Juno haben sicherlich Verständnis, auch Venus lächelt uns huldvoll zu!“
Eric biss an und spielte mit:
„Mea Divina, Venus Libitina, so lange erwartete ich dich in meinen nächtlichen Erlebnissen, nun bebe ich vor Ehrfurcht dich nicht zu enttäuschen!“
Beide prusteten sie los vor Lachen.
„Was für ein gewaltiger Haferkäs! Aber cool, dass du diese Dramaturgie drauf hast.“
Er schnappte sie ruckartig und legte Ciara über seine Schulter, gab ihr einen Klaps auf den Hintern, während er sie die Treppe hochtrug.
„Bin nun Höhlenmensch und du meine Beute.“
Wechselte Eric schalkhaft das Sujet und Ciara machte kichernd mit.
„Stammesführer Big Boss, mir könnte kalt in deiner Höhle werden. Hast du genug Bären das Fell über die Ohren gezogen?“
Kaum das die beiden in Erics Zimmer gewesen sind, lud er seine süße Fracht auf seinem Bett ab und begann den Rest ihrer Textilien zu beseitigen. Sein Tonfall wurde wieder ernst, aber weiterhin zärtlich:
„Für dich würde ich alles erlegen, damit du warm hast, doch für heute muss dir mein vor Sehnsucht und Hitze erfüllter Körper genügen!“
Von der Karaokeanlage aus dem Wohnzimmer war noch leise Musik zu hören, ebenso die Wellen des Meeres, welche sich am Strand brachen.
Ihr gemeinsamer Liebestanz durch die Kissen und Laken, zog sich bis tief in die Nacht und von der Sonne bestrahlt erwachten beide am anderen Morgen.
Er drehte sich zu Ciara und gab ihr erneut einen leidenschaftlichen Kuss, bevor er sie zu sich zog und den Nacken, sowie Schultern liebkoste. Im warmen sanften Sonnenlicht des neuen Tages, fanden sie erneut zusammen.
Als sich später ihre Gefühle gelegt haben, fragte Ciara Eric:
„Da ich den Sextraum von uns nicht kenne, du aber schon, möchte ich gerne wissen, welche Version du sehen durftest.“
Er grinste und begann sie zu kitzeln.
„Den Höhlenmenschen….Nein, nein..es war unser eben geteiltes Erlebnis. Hatte während unserer Vereinigung ein Déjà Vu und es war identisch. Danke, liebes Universum, liebe Götter!“
Ciara rollte sich in seinen Arm ein und erklärte:
„Weißt du auch, dass das Universum wollte, dass wir zusammen finden? Hab über meine wiederkehrenden Träume gegoogelt und fand Infos zum Thema Dualseelen, Zwillingsflamme und dergleichen. Ich bin so glücklich, dass wir die selben Chips mögen und uns im Supermarkt über die Füße gestolpert sind.“

Der Vormittag war schnell vorüber und nachmittags nahm Eric Ciara zu seinem Treffen mit seiner Agentin mit. Sie trafen sich an einer Strandbar und Ciara freute sich sehr darüber, dass Eric sie an seinem Leben teilhaben ließ. Florentina war sicher erst Mitte Dreißig, aber wunderschön und attraktiv. Plötzlich fühlte sich Ciara deplatziert.
„Scusi, hatte Probleme keinen Parkplatz gefunden. Warum kannst du dich nicht in der Stadt treffen, Enrico?“
Eric stand auf und begrüßte Florentina mit Wangenküsschen, dann kam die Agentin auf Ciara zu, begrüßte sie ebenfalls mit dem Geknutsche, dann nahm sie Abstand und meinte an Eric gewandt:
„Miei amici, da hast du dir eine Bella zugelegt.“
Eric und Florentina redeten über die Einspielung und neue Konzertvorschläge.
Als sich Eric mal auf die Toilette verkrümmelte, meinte Florentina an Ciara.
Mia Cara, du musst wissen das Enrico und ich mal kurzfristig ein Paar waren. Ist er nicht ein Bombe oder Granate, sagt man in deutsch?“
Das letzte auf was Ciara antworten wollte, ist ihr suxuelles Erlebnis mit Eric gewesen.
„Scusi mi amica, aber darauf geb ich keine Antwort. Ist zu privat.“
„Alora, dennoch sagten mir seine Onenightstands oft, was er gut kann und was nicht. Unter uns, du bist doch auch nur ein weiterer Name, der von der Liste gestrichen wird.“
„Was weißt du denn schon…?“ Argumentierte Ciara und Florentina erörtete. „Ich hab stets die Scherben zusammen gefegt und mit Scheinen geregelt, was Enrico verbockt hat.“
Eric kam zurück und strahlte beide an.
„Schön, dass sich meine Kätzchen vertragen.“
Ciara stand auf und kippte ihm den ‚Campari on the Rocks‘ ins Gesicht, dann meinte sie sarkastisch:
„Das Kätzchen hat genug gehört, hoffe du hattest ausgiebig Spaß gehabt? Aber diesem Kätzchen hier,“ dabei deutete sie auf Florentina, „solltest du unbedingt die Zunge rausschneiden und die Krallen stutzen, capito?“
Ciara lief davon und Eric blickte wie ein begossener Pudel aus der Wäsche, Florentina fragte er grollend:
„Was hast du ihr erzählt, du Luder?“
Mit ihren langen Fingernägeln umrundete sie ihr Cocktailglas, während sie selbstgefällig antwortete.
„Nur meine Version der Wahrheit, mio Caro und davon wie viele Herzen du gebrochen hast.“
„Was? Aber das ist doch alles nicht wahr. Du hast mir doch das Herz einst gebrochen und zwar mit meinem besten Freund und dann mit meinem Onkel. Betrachte unser Arbeitsverhältnis als beendet…“
Eric ließ Florentina sitzen und rannte aus der Strandbar, um Ciara einzuholen und zu berichtigen was seine nun ehemalige Agentin verbockt hatte.

„Ciara, Ciara, bitte warte!“
Aber sie rannte stur weiter. Nein, sie würde nicht stehen bleiben, sie war es satt von den Männern nur benutzt zu werden. An Erics Haus angekommen, musste sie warten, da sie keinen Schlüssel hatte. Inzwischen hatte Eric sie eingeholt und nun mussten sie sprechen.
„Ich werde packen und gleich abreisen.“
Sagte bestimmt Ciara und Eric versuchte sich zu erklären.
„Bitte Ciara, auch wenn du wütend bist, höre mir bitte zu! Florentina hatte innerhalb eines halben Jahres mich einst mit meinem besten Freund und dann mit meinem Onkel betrogen und nun spielt sie nur ein infames Theater, damit du mich verlässt und ich ihr weiter beruflich aus der Hand fresse…jetzt habe ich ihr gekündigt. Zwar nur mündlich, schriftlich folgt noch.“
„Du aalglattes Arschloch,“ begann Ciara, „jetzt machst du auch noch Florentina schlecht. Ihr seid alle gleich, ihr Mannsbilder. Erst füttert ihr eure Beute an und wenn ihr eure Jagd dann fortführt und mit uns schläft, dann werden wir als Trophäe aufgehängt, vielleicht mit Bewertung. ‚Die war gut, die war langweilig.‘ Nee, Eric, nicht mit mir! Ich seh‘ zu, dass ich den nächsten Flieger bekomme! Es war bis zu der vergangenen Stunde nett mit dir, aber das wars!“
Plötzliche Stille, beide atmeten wütend. Ciara stemmte ihre Hände energisch in ihre Hüften und blaffte ihn an:
„Ach vielleicht kommt ja noch etwas hinterher? Vielleicht habe ich mir bei dir den Tipper oder Syphilis geholt.“
Da Ciara ohnehin mit dem Rücken zur Eingangstüre stand, welche noch verschlossen war, nutzte Eric diese Chance und küsste das störische, tobende Weib. Sie knallte ihm daraufhin eine Ohrfeige, Eric meinte eher selbstgefällig:
„Das einzige was du dir eventuell eingefangen hast, ist ein kleiner Rockstar, aber keine Krankheiten. Nur weil ich Groupies habe, heißt das nicht dass ich mit diesen infantilen Frauen was anfange. Habe ich dir nicht bewiesen, dass ich dich mit Respekt behandle? Außerdem möchte ich dich meiner Band vorstellen und wünsche mir, dass du als Gastsängerin hier und da auftrittst, damit du stets auf meinen Tourneen dabei bist.“
Sie hörte zu, verstand aber gar nichts. Ciara fühlte sich gerade wie in einem Drama von Shakespeare. Statt Romeo und Julia, Julia gegen Romeo.
„Bitte Ciara, überlege es dir und wenn du wirklich abreisen magst, dann tu dies! Gib mir lediglich eine Antwort binnen einer Woche, ob du mich auf die Tournee, ab Oktober begleiten wirst!“
„Gut, ich überlege es mir. Jetzt lass mich bitte rein!“
Er schloss die Haustüre auf und sie packte zusammen. Eric verzog sich in sein Proberaum und währenddessen wurde Ciara von ihrer besten Freundin angerufen. Bei ihr kotzte sich Ciara verbal aus und da diese besser über die High Society bescheid wusste, als es Ciara tat, klärte die Freundin Ciara auf.
„Dein Eric hat recht, es ging ja durch die ganzen ‚Blättchen‘ wie seine Agentin erst den Freund und dann den Onkel datete. Diese Florentina wollte ihn nur gegen dich ausspielen. Er konnte monatelang nicht mehr auftreten und nur wegen ihrer Kontakte, hielt er an ihr fest. Nun berichtest du, dass er ihr gekündigt hat…Ciara, bleib und entschuldige dich bei ihm und liebe Grüße von deiner Freundin!“

Okay, Ciara faste Mut und ordnete sich, dann ging sie mit einem weißen Frotteehandtuch bewaffnet, die Treppen zum Proberaum runter. Schwach kamen die Klänge der Gitarre durch die dichte Türe. „Toccata und Fuge von Bach und schon fast das Ende.“ Erkannte Ciara die Melodie, nun öffnete sie von außen die Türe und wedelte mit dem weißen Handtuch, das Friedenszeichen.
Eric sah auf und begann nebenbei mit Beethovens Mondscheinsonate, die Melodie war so schwerfällig und traurig, wie Eric sich jetzt fühlte, er begann zu sprechen.
„Ja, so fühle ich mich gerade, wahrscheinlich fühlte sich der Ludwig einst auch so…Florentina brachte mich an die richtigen Plattenfirmen und gaukelte mir Liebe und Leidenschaft vor, dabei ist sie untreu als Mensch. Außer Geld ist ihr nichts und niemand heilig. Es dauerte bis ich wieder spielen und vor allem komponieren konnte. Nach vier Jahren des Singledaseins spülte mir das Universum dich an Land und nun…?“
„Bleibe ich,“ antwortete Ciara, „es tut mir leid, dass ich mich von Florentina habe blenden lassen. Kannst du meine Entschuldigung annehmen?“
Eric sah erneut auf und lächelte etwas schief.
„Nur wenn du dort das Mikrofon in die Hand nimmst und mitmachst!“
Ciara legte das Handtuch weg und ging zu Mikro und Notenpult. Dieses Entrée kannte sie. Ciara guckte sich nach der Instrumentalzeile die Gesangszeilen an.
„Fight for Light in our World“ von ihrer Lieblingsgruppe „No Fear In Darkness“. Alles andere als eine Rockballade, das war Speedmetal.
Er spielte, sie sang. Nachdem die letzte Formate ausgesungen und der letzte Akkord der Gitarre verklungen war, legte Eric seine Gitarre zur Seite und ging zu ihr hinter das Notenpult.
„Spitze! Kommst du nun mit, als Gastsängerin.“
„Vielleicht erst einmal nur als Freundin, bevor ich professionell auftrete brauche ich noch Training.“
Entgegnete Ciara und Eric küsste sie darauf hin leidenschaftlich, dann meinte er:
„Wie gut, dass du keine Langeweilerin bist und ja, du willst fragen ob ich der Initiator von „No Fear“ bin, jepp bin ich.“
Jetzt wurde Ciara beinahe schlecht, seit Jahren hörte sie diese Gruppe, war bereits an Konzerten und nun knutschte sie hier mit dem Macher rum. Sie löste sich aus seiner Umarmung und erörtete:
„Ich habe alle Alben und Singles daheim, war an Konzerten von euch, aber dich sah ich nie.“
„Rock ist meine Passion und mit Klassik verdiente ich mir Anfangs Geld und Sporen. Es genügt wenn ich an Konzerten von mir hier und da mal was aus der Rockszene covere.“
Die beiden redeten noch lange über ihre gemeinsame Leidenschaft, die Musik. Später spazierten sie in der Abenddämmerung am Strand und beide hatten das Déjà Vu aus dem gemeinsamen Traum.

Die nächsten Tage waren sprichwörtlich wie im Traum und beide gingen ihren Interessen, sowie ihren Erlebnissen nach. Eric studierte weitere Stücke ein, Ciara schrieb mehrere Kurzgeschichten. Sie spazierten gemeinsam, aßen gemeinsam, musizieren gemeinsam und entdeckten sich mehr und mehr.
Am Freitag vor der Abreise genoss das Paar Florenz und da Eric hoffte, dass Ciara ihn durchs Leben begleiten würde, versprach er bei einem nächsten Besuch ihr noch mehr zu zeigen.
Als Ciara am Sonntag wieder in der Heimat war, besuchte sie ihre Eltern und diese freuten sich, dass ihre Tochter endlich ihren Traummann, ihren Gefährten fürs Leben gefunden hatte.
Am Montag rief sie in der Gesellschafteragentur an und erklärte, dass sie kündigen möchte.
Ab September zog sie mit Eric zusammen und ab Oktober waren sie auf Europatournee.
Weihnachten verbrachten sie bei Erics Familie und Silvester bei Ciara’s. Als im Frühjahr darauf die Tournee endete und der Frühling mit Wärme und Blüten die Toskana flutete, machte Eric Ciara einen Heiratsantrag im Schlossgarten der Medicis in Florenz. Nach einem Verlobungsjahr, fand die Hochzeit im Juni am Strand mit den Familien und engsten Freunden statt. Da beiden Heiden waren, beschlossen sie ein Handfasting zu vollziehen.

Die beiden leben und musizieren glücklich bis zum Ende ihres Lebens. Und selbst, als sie beide alt und grau waren, schmunzelten sie über ihre Träume, die sie zusammen geführt hatten.

©️Text und Foto: Nicole Maier